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„Promovierte sind Hoffnungsträger für Innovation“

„Promovierte sind Hoffnungsträger für Innovation“

Interview mit Nacaps-Projektleiter Kolja Briedis

Das Interview ist in der neuen Publikation „Dr. Unbekannt“ der UniWiND-Koordinierungsstelle Nachwuchsinformationen (UniKoN) erschienen.

Karrierepfade in der Wissenschaft sind nicht immer linear und bedürfen oftmals eines langen Atems. Karrieren führen zum Teil auch aus dem Wissenschaftsbetrieb heraus. Wie kann Nacaps dazu beitragen, ein besseres Verständnis über Karrieren Hochqualifizierter in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu erlangen?

Nacaps beobachtet wissenschaftliche Karrieren längsschnittlich. Das heißt, wir verfolgen die Werdegänge Promovierender und Promovierter über einen längeren Zeitraum mit jährlichen Befragungen. Dadurch sehen wir zum einen, welche Wege die Personen tatsächlich bestreiten, wann es zu Wechseln aus dem Wissenschaftssystem in andere Bereiche – oder auch wieder zurück – kommt. Zum anderen befassen wir uns nicht nur mit den tatsächlichen Werdegängen, sondern fragen auch nach den Zielen und Motiven sowie den persönlichen und beruflichen Rahmenbedingungen. Dadurch können wir erkennen, unter welchen Voraussetzungen jemand in der Wissenschaft bleiben möchte und unter welchen Bedingungen dies besonders gut gelingt. Wir können aber darüber hinaus auch besser verstehen, wann Karrieren außerhalb der Wissenschaft erfolgreich verlaufen. Da wir zudem versuchen, den beruflichen Bezug zur Promotion immer wieder zu beobachten, können wir ebenso sagen, inwiefern Promovierte auch nach Verlassen des Wissenschaftssystems noch wissenschaftliche Inhalte und Methoden in ihre beruflichen Tätigkeiten einbringen. Damit berühren wir dann unmittelbar die wiederholt aufgeworfene Frage, ob wir denn nicht zu viele Promovierende und Promovierte hätten.

Die Befragung soll zunehmend auch Promovierte erfassen. Welche Besonderheiten weist diese Gruppe auf?

Promovierte sind so eine Art Hoffnungsträger für Innovation. Während ihrer zurückliegenden Promotionsphase haben sie den Alltag der Forschung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen häufig wesentlich mitgestaltet, an der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren sowie neuer Ideen und Erkenntnisse gearbeitet. Damit verbunden ist dann häufig die Hoffnung, dass sie mit oder nach dem Abschluss der Promotion diese Innovationen auch jenseits der Wissenschaft nutzbar machen, indem sie mit ihren Ideen und Erkenntnissen andere Bereiche befruchten oder sich mit innovativen Unternehmensgründungen selbständig machen und so zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen. Nach der Promotion weisen die Promovierten eine Vielfalt von Werdegängen auf. Sie bleiben ja nicht nur in der Wissenschaft und schlagen dort unterschiedliche Karrierewege ein. Sie gehen auch in unterschiedlichste Bereiche jenseits der Wissenschaft mit sehr vielfältigen Tätigkeitsprofilen. Und sie beschreiten häufig andere berufliche Wege als nichtpromovierte Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Zum Beispiel wissen wir aus Studien, dass sie im Durchschnitt höhere Einkommen erzielen als nichtpromovierte Akademikerinnen und Akademiker. Eine besondere Frage ist aber die nach den beruflichen Tätigkeiten und Aufgaben nach der Promotion. Promovierte übernehmen relativ häufig forschungsnahe Aufgaben. Doch wie stark sind sie tatsächlich innovativ tätig, gerade auch außerhalb von Forschung und Entwicklung? Das wissen wir noch nicht und das möchten wir gerne mit Nacaps klären.

Welche vorrangigen Informations- und Datenlücken sehen Sie bei den Promovierten?

Die Frage nach den Tätigkeiten und deren Forschungs- und Innovationsgehalt habe ich ja schon angesprochen. Aber wir wissen z. B. auch wenig über die tatsächlichen oder auch die optimalen Ausstiegszeitpunkte aus der Wissenschaft. Wie lange kann oder soll ich bleiben, wenn ich zwar noch eine Weile in der Wissenschaft bleiben möchte, aber keine Professur anstrebe? Gibt es auch dauerhafte Karrieren unterhalb der Professur, z. B. eine Projektmittelkarriere? Oder ist es besser, gleich zu wechseln? Das sind Fragen, die uns im Projekt die nächste Zeit umso mehr beschäftigen werden, je länger die Studie läuft.

Welche weiteren Erkenntnisse über promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versprechen Sie sich aus dieser Befragung?

Neben den zuvor genannten Punkten sind für uns auch die Fragen interessant, welche Rahmenbedingungen während der Promotionsphase einen Verbleib in der Wissenschaft und den Wechsel in andere Sektoren begünstigen. Welches Umfeld während der Promotion führt dazu, dass Promovierte später eher die Wissenschaft verlassen, und welche Faktoren begünstigen möglicherweise die Aufnahme von forschungsnahen oder innovativen Tätigkeiten jenseits der Wissenschaft? Ebenso werden wir uns mit der sogenannten Leaky Pipeline befassen: Frauen sind ja insbesondere in den höheren Positionen in der Wissenschaft unterrepräsentiert – wir wollen untersuchen, ob und warum Frauen auf dem Weg zur Professur eher aussteigen (müssen) als Männer. In dem Kontext wird dann auch das Thema Kinderlosigkeit relevant. Warum haben vor allem promovierte Wissenschaftlerinnen vergleichsweise selten Kinder? Und dann beobachten wir auch, ob es bei denen, die eigentlich eine wissenschaftliche Karriere bzw. Professur anstreben, zu Zielanpassungen kommt. Da ist natürlich interessant, wann diese erfolgen und aus welchen Gründen dies geschieht. Und zu der oben angesprochenen Frage nach den Unternehmensgründungen ist aus unserer Sicht zu klären, ob selbstständige Promovierte wirklich besonders häufig innovativ tätig sind und ob die Selbstständigkeit im Zusammenhang mit Ideen, Patenten oder Produkten steht, die während der Promotionsphase entwickelt wurden. Es gibt also eine Reihe von Fragen, die wir mit den Daten beantworten können und wollen. Aber da wir die Daten auch als scientific use files zur Verfügung stellen, können auch andere Forscherinnen und Forscher diese und weitere Fragen bearbeiten.

Gibt es Wünsche oder Vorschläge an die Hochschulen im Hinblick auf eine verbesserte Datenlage zu Promovierten?

Es wäre wichtig, in Erfahrung zu bringen, wer genau Teil dieser Gruppe ist und wie diese Gruppe aussieht. Es gibt ja bereits Ideen und erste Vorschläge dazu, was man dann wissen sollte. Wichtig ist sicherlich, diese Gruppe erst einmal möglichst exakt zu identifizieren und dann wesentliche Merkmale zu erfassen. Zum anderen würde ich mir wünschen, dass die Hochschulen sich bei unserer nächsten Runde der Befragung Promovierter […] beteiligen. Wir können mit dieser Studie viele der vorhin angesprochenen Fragen untersuchen, die sich mit den an den Hochschulen erhobenen Merkmalen eben nicht beantworten lassen – und dadurch einen Beitrag zum besseren Verständnis der Situation Promovierter leisten. Dann beginnt auch schon die nächste Runde mit den Promovierenden, dort würden wir uns auch über eine rege Beteiligung der Hochschulen freuen.

Vielen Dank, Herr Briedis, für die Einblicke und wertvollen Hinweise

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